Kobold Strauchbauchs Welt

Wenn du ganz leise durch den Wald gehst, kannst du sie hören; die kleinen Kobolde. Da ein rascheln im Gebüsch, ein Tier ist es nicht. Ein kleiner Kobold, er zeigt dir nie sein Gesicht, aber manchmal stolpert er über seine Füße und macht dabei „krnnz, knack“ Geräusche.

Eigentlich will er ja lieber unentdeckt bleiben, doch irgendwie interessiert es
ihn auch was die Menschen so treiben. Dann kommt er neugierig aus seiner Mooshütte hervor, läuft in die Nähe eines Waldweges und beobachtet die Menschen. Die Rede ist von Kobold Strauchbauch.
Oft fragt er sich, was sie da genau machen. Manche sieht er allein, das Gesicht ist ernst,
der Blick ist auf den Boden gerichtet und sie reagieren nicht auf das Singen der Vögel
und die vielen Farben des Waldes. Sie gehen versunken in sich, durch den Wald. Was kann denn jetzt gerade wichtiger sein, als die Schönheit des Waldes,

fragt sich Strauchbauch.

 

An anderen Tagen sieht er Menschen, zu zweit oder in Gruppen. Sie reden die ganze Zeit.
Der Kobold hört Sätze wie: „Sie hat das gesagt, dann er das gesagt.
Wenn sie das macht, macht er dieses und jenes.“

So geht das die ganze Zeit ohne Pause, mal hört einer zu, mal reden alle durcheinander.
Aber die Schönheit des Waldes sehen auch sie nicht.
Strauchbart wird ganz schwindelig vom Zuhören.

Ab und zu sieht er SIE, die besonderen Menschenkinder. Es gibt sie in jeder Größe, Farbe und Form; groß, mittel, klein, hell, dunkel, dünn, rund, eckig...
Sie haben alle eins gemeinsam, sie laufen mit leuchtenden Augen durch den Wald.

Sie bleiben ab und zu stehen, nehmen einen tiefen Atemzug von der frischen Waldluft.

Sie erblicken mit staunenden Augen, wie sich im Fluß die Bäume rspiegeln. Sie betrachten mit Ehrfurcht die Tiere, die ihnen begegnen...

...den majestätisch wirkende Graureiher, der bewegungslos verharrt, bis er sein Beute erspäht.

...den Adler mit den riesigen Schwingen seiner Flügel, der lautlos durch die Luft gleitet.

...die Feldmaus, die sich flink ein Loch gräbt und schwups darin verschwunden ist.

 

Diese Menschenkinder haben nicht nur leuchtende Augen, sondern der Kobold sieht auch das sie über ihren Körper hinaus leuchten. Da möchte Strauchbauch ganz nah heran,
weil ihn dieses Leuchten so fasziniert. Am liebsten würde er diese Menschenkinder mal berühren, doch er traut sich nicht.

Er ist manchmal so abgelenkt von diesen Menschenkindern, das er seinen Kopf ganz weit nach vorne streckt, aus seinen Blätterversteck heraus und dann verliert er sein Gleichgewicht.

Plumps, ist er umgefallen. Das ist das „krnnz, knack“ Geräusch, welches du manchmal
im Wald neben dir hörst.

Ja, genau du, du leuchtendes Menschenkind.

 

©Anja Kunze, Text ist urheberrechtlich geschützt

 

Die Botschaft des Kobold Strauchbarts:

„Achte auf deinen Weg und schaue auch nach links und rechts. Mal sehen, was du dabei entdeckst.“

Weiterführende Ideen:

Achtsamkeits-Momente im Wald

Wenn du das nächste Mal im Wald bist, sei mal für ein paar Minuten still und höre auf die Geräusche des Waldes. Was kannst du alles hören?
Zähle mal, wieviel verschiedene Geräusche es sind.

Dann bleib mal stehen und sieh dich um: Wieviel verschiedene Farben kannst du sehen?
Welche sind es?

Wenn du es schaffst ein paar Minuten leise an einer Stelle zu stehen, kannst du vielleicht auch ein Tier sehen. Vielleicht ein Käfer, eine Spinne, eine Raupe, einen Vogel oder ein ganz anderes Tier.